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Autonomiephase: Erste Schritte in die Selbständigkeit

Ein Versuch mehr Verständnis zu schaffen für die Bedeutung dieses wichtigen Entwicklungsschrittes und einen verständnisvolleren Umgang mit Kleinkindern in dieser Phase zu fördern.

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Bei der Trotzphase im Kleinkinderalter, heute treffender Autonomiephase genannt, durchlebt das Kleinkind einen wichtigen Entwicklungsschritt. Es beginnt selbständig zu werden, das eigene Ich-Bewusstsein zu entwickeln und seinen eigenen Willen zu entdecken. Da dies oft mit Frust und sogenannten Trotzreaktionen einhergeht, erleben Eltern die Phase oft als anstrengend, fühlen sich bis weilen sogar provoziert und herausgefordert. Doch Selbständigkeit und Selbstbestimmung sind wertvolle Fähigkeiten, die erlernt werden müssen, um später für sich selbst einstehen zu können und sind für unsere Lebensqualität folglich ein wichtiger Faktor.

Was ist los mit dem Kind?

Die Autonomiephase eines Kindes beginnt in etwa im Alter von 18 Monaten, ist normalerweise zwischen zwei und vier Jahren am ausgeprägtesten und dauert solange bis ein Kind in der Lage ist, seine Emotionen zu kontrollieren und zu kanalisieren. In der Autonomiephase wird sich das Kind seiner selbst bewusst, es nimmt seinen eigenen Willen wahr und will diesen erproben und durchsetzen. „Nein, nein, nein“ oder „Ich will…“ sind mitunter nun viel gehörte Äusserungen. Das Kind will also seine eigenen Entscheidungen treffen und Dinge selber machen. Denn einhergehend mit der Willensbildung entwickelt das Kind grosse Neugier und Explorationsfreude. Stösst es bei seinem Versuch etwas nach eigenen Vorstellungen selbst zu machen auf Widerstand, sei es durch die Bezugsperson oder die eigenen körperlichen, sprachlichen und emotionalen Grenzen, oder kann es seinen Willen nicht durchsetzen, reagiert es oft mit Frust, Trotz oder Ablehnung oder verfällt in einen Wutanfall. Das sind dann die „schönen“ Situationen, die so weit gehen können, dass sich das Kind im Supermarkt auf den Boden schmeisst, weint, schreit, um sich schlägt und sich nicht mehr beruhigen lässt. Kein Wunder treibt das vielen Eltern Schweissperlen auf die Stirn. Man ist gestresst, weil man seinen Mitmenschen nicht zur Last fallen will bzw. sie vermeintlich (?) schlecht über unsere Fähigkeiten als Eltern denken. Und nicht zuletzt werfen die Wutanfälle bei uns Fragen auf, wie man sich in einer solchen Situation richtig verhalten soll.

Wie Eltern damit am besten umgehen

Das A und O: Gelassen bleiben. Nicht mit den Gefühlen des Kindes in Resonanz gehen, sondern sich bewusst machen, dass das Kind uns mit seiner Wut und seinem Verhalten nicht ärgern will.

Mit Geduld und Einfühlungsvermögen sollten wir für das Kind ein Auffangnetz sein, da sein und es in seinem Gefühlschaos begleiten. Ruhe und Gelassenheit vermitteln Kindern Sicherheit. Negativ besetzte Gefühle wie Wut, Aggression und Schreien sollten wir ebenso annehmen wie positive Gefühle und damit zeigen, dass alle Gefühle okay sind.

In schwierigen Situation stets gelassen zu bleiben, ist selbstverständlich nicht immer einfach. Damit es leichter geht, hilft es, sich bewusst zu machen, dass Frust und Wutanfälle in der Autonomiephase zur natürlichen Entwicklung des Kindes dazugehören und Kinder diese „schwierigen“ Gefühle habe dürfen. Ihre Wut und unkontrollierten Emotionen sind kein Angriff gegen uns, sondern dem Frust geschuldet, der entsteht, wenn Kinder ihren Bedürfnissen oder ihrem Willen folgen und selbständig etwas tun wollen, dabei aber an Grenzen stossen. Ihre Wut ist ein Zeichen von Hilflosigkeit. Sie müssen noch lernen ihre Emotionen zu kontrollieren und Frustrationstoleranz aufbauen. In einem Wutanfall ist das Kind in einer Notsituation. Es kann dann nicht rational denken. Die emotionalen Gehirnregionen sind aktiv und überlagern das Nachdenken. Es ist nicht für unsere Appelle erreichbar und verhält sich so „ärgerlich“ weil es nicht anders kann. Als Bezugsperson sollten wir dem Kind daher in einer solchen Situation beistehen.

Mehr Zeit einplanen

Zeitdruck ist oft ein Auslöser für Stress den Eltern täglich spüren. Unter Zeitdruck können wir weniger ruhig und gelassen auf das Kind eingehen. Es kann daher besonders in der Autonomiephase sinnvoll sein, etwas mehr Zeit einzuplanen, morgens beispielsweise etwas früher aufstehen. So kann sich das Kind alleine anziehen und beweisen, wie selbständig es schon ist und man hat mehr Zeit Konflikte zu lösen und Kompromisse zu finden, wenn das Kind andere Interessen verfolgt als die Eltern.

Übergänge begleiten

Übergänge sind Wechsel von einer Situation in eine andere oder von einer Aktivität zu einer anderen. Übergänge verunsichern kleine Kinder oftmals. Kleinkinder sind entwicklungspsychologisch noch nicht in der Lage flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Oftmals sträuben sie sich daher gegen die neue Situation oder von einer Aktivität zu einer anderen zu wechseln. Übergänge sind daher oftmals für Kind und Eltern eine Herausforderung.

Vertrautes, Struktur und wiederkehrende Abläufe geben Kindern dagegen Sicherheit und Orientierung. Es ist daher gerade in der Autonomiephase wichtig, mit Ritualen und gleichbleibenden Abläufen Sicherheit zu geben.

Manchmal hilft es auch Übergänge vorher anzukündigen. Dem Kind also mit etwas Vorlauf mitzuteilen, was die Erwartungen sind, dass es z.B. in Kürze die aktuelle Beschäftigung unterbrechen muss, weil es dann Zeit ist sich anzuziehen.

Oder man fragt das Kind: “Was können wir tun, damit es für dich angenehmer ist?“ So sieht das Kind, dass seine Wünsche gesehen werden und reagiert oft mit kreativen Lösungen, die ihm helfen zu kooperieren.

Emotionen benennen

Wenn die Emotionen bei den Kindern hochkochen, sollte man diese benennen, egal ob es sich um positiv- oder negativbesetzte Emotionen handelt. Man kann also zum Kind sagen: „Ich sehe, du bist gerade sehr wütend“ oder „Du siehst gerade sehr glücklich aus“. Dadurch lernen Kinder die Emotionen kennen und das ist ein erster Schritt, um sie irgendwann kontrollieren zu können. Wenn es für etwas ein Wort gibt, ist es nicht mehr fremd, man kann es wiedererkennen, irgendwann selbst benennen und letztlich äussern, wie man sich fühlt und so Kontrolle über seine Gefühle gewinnen.

Möglichkeiten schaffen Selbständigkeit zu üben

Frustration deines Kindes kannst du am besten verringern, wenn du deinem Kind hilfst, selbständig zu werden, indem es Dinge selbst machen darf. Schaffe dafür eine Ja-Umgebung, also richte die Räume so ein, damit man möglichst wenig dem Kind wegnehmen, verbieten oder es von etwas abhalten muss.

„Hilf mir, es selbst zu tun“ (Maria Montessori) ist ein hilfreicher pädagogischer Grundsatz, den man sich zum Motto machen sollte. Traue deinem Kind etwas zu und lass es kleine Dinge selbst machen und so Erfolge haben. Auch wenn es manchmal sehr anstrengend für das Kind aussieht und man ihm am liebsten zur Hilfe eilen will, warte zunächst ab, beobachte und freue dich mit ihm wenn es etwas geschafft hat. Mit jedem Erfolg wird dein Kind selbstsicherer. Je mehr Kontrolle es über sich selbst und seinen Körper hat, desto zufriedener wird es und die Wutanfälle werden weniger werden.

Halt und emotionalen Zuwendung bieten

Die Autonomiephase kann auch für Kinder eine emotionale, anstrengende Phase sein. Wie oft müssen sie mit Frust kämpfen und werden von so vielen Emotionen durchgeschüttelt. Daher ist es eine Wohltat für die kindliche Seele, Halt, Liebe, Zeit und Aufmerksamkeit von den Bezugspersonen zu erhalten. Das hilft durch diese aufgewühlte Zeit am besten hindurch.

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