6 Tipps für einen entspannteren Familienalltag
6 Tipps für einen entspannteren Familienalltag
Der Wecker läutet und schon geht es los. Erstmal sich selbst bereit machen, dann die Kinder wecken, das Frühstück vorbereiten, die Sachen packen, und und und. So geht es im Dauerlauf weiter den ganzen Tag. Zeit für sich selbst, zum Geniessen und für die Partnerschaft bleibt auf der Strecke. Wenn euer Alltag mit Kindern oft hektisch ist, entdeckt ihr hier praxisnahe Rituale, mit denen ihr wieder mehr Gelassenheit gewinnt.
Was suchst Du?
Hier findest du 6 Tipps, die dir helfen können, dir und deiner Familie etwas Luft zu verschaffen.
Tipp 1: Zeitfenster schaffen, um Batterien wieder aufzuladen.
Auch wenn es sich im ersten Moment ungewohnt anfühlen mag: Eine klare Absprache darüber, wer abends die Kinder ins Bett bringt oder den Haushalt übernimmt, schafft wertvollen Freiraum – etwa für eine kleine Auszeit oder bewusste Me-Time. Gleichzeitig beugt eine klare und fixe Aufgabenverteilung unausgesprochenen Erwartungen vor, die sonst schnell zu Frust führen können – vor allem, wenn der andere sie gar nicht wahrnimmt oder erfüllt.
Derjenige Partner mit dem grösseren Anteil an der Care-Arbeit trägt oft die grosse Last des Mental Loads. Entlastung kommt nicht zustande, indem der andere unterstützt nach dem Motto „sag mir einfach was ich tun soll“ oder „mach mir eine Liste, dann erledige ich das“. Nur wenn die Verantwortung wirklich abgegeben wird, ist echte Entlastung möglich. Klärt also durchaus akribisch, wer für welche Aufgaben zuständig ist. Zum Beispiel: Sie zieht die Kinder an und putzt den Kindern die Zähne, er macht das Frühstück und die Znüniboxen fertig und schaut was die Kinder sonst heute noch mitnehmen müssen (Turnbeutel & Co.).
Wer die Aufgabenverteilung gut abspricht, sorgt einerseits für eine für beide Partner stimmige Verteilung der Care-Arbeit und kann andererseits kleine Auszeiten einplanen, um sich Zeit zum Kraft-tanken zu nehmen.
Tipp 2: Ein Nachmittag einfach „nur“ zu Hause.
Der Familienalltag ist oft vollgepackt mit Terminen, Aktivitäten und To-dos. Wenn jeder Nachmittag durchgetaktet ist, bleibt kaum Raum für Erholung – weder für Kinder noch für Eltern. Dabei sind gerade Ruhephasen essenziell für die kindliche Entwicklung und das seelische Gleichgewicht aller Familienmitglieder.
✅ Lösung: Bewusst Leerlaufzeiten einplanen
Plane bewusst auch Zeiten ohne Programm ein – etwa einen Nachmittag pro Woche, an dem einfach nichts „läuft“. Die Kinder und auch wir brauchen Ruhezeiten, Zeit in unseren Räumen, Zeit für Langeweile, fürs freie Spiel oder gemeinsames Nichtstun. Diese freien Zeitfenster fördern Kreativität, innere Ruhe und Entschleunigung.
🏡 Beispiel: Familienruhe mit Lego, Hörspiel & Sofa
Ein fester „Zu-Hause-Nachmittag“ kann zu einem wohltuenden Ritual werden: Die Kinder bauen in Ruhe mit Lego, hören ein Hörspiel oder kuscheln auf dem Sofa – und du hast Zeit für dich oder für eine kleine Pause mit Kaffee und Buch. Ganz ohne Zeitdruck, ganz ohne schlechtes Gewissen.
Tipp 3: Zeit ohne Handy – echte Präsenz statt Ablenkung.
Wenn das Handy ständig in Reichweite ist, greifen wir wie automatisch danach – sei es aus Gewohnheit oder wegen eingehender Nachrichten. Diese ständige Ablenkung kostet Energie, erzeugt inneren Stress und verhindert echte Verbindung im Familienalltag. Auch Kinder spüren, wenn unsere Aufmerksamkeit nicht ganz bei ihnen ist.
✅ Lösung: Handy bewusst weglegen – für klare Familienzeit
Indem wir Medien und Handys gezielt beiseitelegen – z. B. während der Spielzeit, beim Essen oder im Abendritual – schaffen wir echte Nähe. Ohne ständige Reize und Unterbrechungen wird der Kopf freier, und wir sind präsenter bei dem, was wirklich zählt: unseren Kindern.
👨👩👧 Beispiel: 100 % Aufmerksamkeit – 100 % Wirkung
Wer am Nachmittag das Handy bewusst weglegt, erlebt oft intensivere Familienmomente: konzentriertes Spielen, echte Gespräche oder gemeinsames Lachen. Kinder spüren diese ungeteilte Aufmerksamkeit – und können sich später oft besser selbst beschäftigen, weil ihr Bedürfnis nach Nähe gestillt ist. So entsteht ganz nebenbei wieder Raum für eine kleine Me-Time (oder das Handy).
Tipp 4: Das „Vereinbarkeits-Netzwerk“.
Es geht allen Familien gleich. Weshalb sich nicht gegenseitig unterstützen und ab und zu die Kinder von anderen Familien zu sich nehmen und wiederum seine Kinder den anderen Familien überlassen. Einerseits ist dies ein riesen Spass für die Kinder und andererseits müssen sie dann oftmals gar nicht mehr aktiv betreut werden. Ab einem gewissen Alter (ab 3-4 Jahren) verschwinden die Kinder meist gemeinsam im Kinderzimmer oder spielen zusammen und möchten von den Eltern zumindest zeitweise nichts mehr wissen. So gewinnen beide Familien Zeit, um zum Beispiel Erledigungen nachzugehen, die man sonst noch irgendwie am ohnehin vollen Abend machen müsste.
Noch wichtiger ist es, unser bestehendes Netzwerk zu überprüfen wie unterstützend es in unserer aktuellen Situation ist, um unseren Familienalltag zu entlasten. Dazu sollte man sich überlegen, wie das Netzwerk aktuell aussieht und wie man es weiterentwickeln könnte, um die Vereinbarkeit und Alltagsentlastung zu unterstützen. Es ist wichtig zu verstehen, wer zum Netzwerk gehört, welche Kontakte momentan unterstützend und welche eher weniger unterstützend oder sogar belastend sind. Dann stellt man sich die Frage, was man verändern kann, damit das Netzwerk mehr unterstützend wird. Was muss man an der Beziehung zu einzelnen Kontakten ändern?
Hier Vereinbarkeits-Netzwerk ganz spielerisch analysieren und verbessern: Zur Übung.
🗓️ Tipp 5: Familienagenda erstellen.
So schön es auch klingt, spontan in den Tag zu leben – mit Kindern ist das oft unrealistisch. Ohne klare Planung entsteht schnell Chaos: Termine überschneiden sich, Aufgaben werden vergessen, und alle fühlen sich gestresst. Besonders für Kinder kann das Gefühl von Planlosigkeit verunsichernd sein.
✅ So klappt’s: Vom Jahresplan bis zur Tagesübersicht für mehr Überblick
Mit einer gemeinsam erstellten Familienagenda lassen sich Stresssituationen vermeiden und gezielt Erholungszeiten einplanen. Ob analoger Wandkalender oder digitale Familien-App: Wer einmal pro Woche mit der Familie zusammensitzt und die anstehenden Tage bespricht, schafft Klarheit und Mitbestimmung für alle. So kann sich jeder – ob gross oder klein – auf feste Highlights freuen.
Hier findest du eine Hilfestellung um den Familienalltag zu planen und Klarheit zu schaffen. Nicht sexy, aber hilfreich, um Zeit für die wirklich wichtigen Momente zu schaffen:
Beginne mit dem Jahresplan: Das grosse Ganze im Blick
Zunächst alle fixen Termine, jährlich wiederkehrende Aufgaben und besonderen Anlässe notieren:
- Schulferien & Kita-Schliesstage
- Urlaube, Geburtstage, Feiertage, Feste
- Vorsorgeuntersuchungen
- Saisonale Aufgaben (z. B. Steuer, Krankenkasse, Ferienplanung, Weihnachtsplanung)
💡 Tipp:
Nutze einen großen Wandkalender, Magnettafel oder ein Whiteboard in der Küche – gut sichtbar für alle. Alternativ: Kalender digital mit der Familie teilen (z. B. via Google Kalender) oder einer App wie Famanice, Cozi oder TimeTree.
Monatsplan: Den kommenden Monat planen
Überlege und notiere welche regelmässigen monatlich wiederkehrenden Aufgaben, besondere Ereignisse und spezielle Aufgaben in den kommenden Monaten anstehen:
- Zahnarzttermine, Elternabende, Projektabgaben
- Haushaltsaufgaben (Rechnungen, saisonales Putzen)
- Freizeitplanung (z.B. Kinoabend, Wochenendausflug)
- Organisatorisches (z.B. Geschenke besorgen, Vorbereitung Geburtstagsfest, Anmeldung Ferienbetreuung)
💡 Tipp:
Rollierend planen, d.h. in regelmässigen Abständen die jeweils kommenden 1-3 Monate planen. Neue Termine sofort im Kalender notieren, damit sie nicht untergehen.
Wochenplan: Der Taktgeber im Alltag
Einen Überblick über die nächsten Tage hilft allen sich zu organisieren. Daher zahlt es sich aus, jede Woche gemeinsam zu besprechen, um Klarheit und Struktur zu schaffen:
- Familienmeeting (z. B. sonntags): Was steht an? Was ist anders in der kommenden Woche? Wer macht was? Highlight für jedes Familienmitglied einplanen.
- Essensplan & Einkaufsliste (ggf. gemeinsam mit Kindern erstellen) für eine Woche erstellen, evtl. einzelne Menüs vorkochen oder bei Engpässen Lieferservice/Take-Away planen.
- Ämtli & Aufgaben altersgerecht verteilen (evtl. mit Belohnungssystem). Haushaltsarbeit in kleine „Einheiten“ auf die Woche verteilen.
- Quality Time & Me-Time bewusst einplanen.
- Besondere Highlights markieren (z. B. „Freitag = Mias Geburtstag“).
💡 Tools:
- Bring! (Einkäufe)
- Trello (visuelle Planung mit Boards)
- Google Kalender (mit Farbcodes je Familienmitglied)
- Familienplaner-Apps wie Cozi oder Famanice
Orientierung für die Jüngeren: Der Tagesplan (für jüngere Kinder bis ca. 7 Jahre)
Einigen Kindern hilft es zu wissen, was am heutigen Tag ansteht. Geht es heute in die Kita und bis wann? Was passiert danach? Was steht morgen auf dem Plan? Das zu wissen, sorgt für Orientierung und gibt ihnen Sicherheit im Tagesverlauf:
- Was steht heute an? Abends in Ruhe den nächsten Tag planen/besprechen
- Kleider gemeinsam am Abend vorbereiten
- Persönliches Morgenritual, um gelassen und ruhig in den Tag zu starten
- Sich nicht zu viel vornehmen
- Routineabläufe an Kita-Tagen – immer gleicher Ablauf gibt Sicherheit und Ruhe
- Puffer einplanen und „Lücken“ nicht verplanen, sondern den aktuellen Bedürfnissen entsprechend nutzen
- Abends Glücks- und Erfolgsmomente aufschreiben oder miteinander teilen
- Genügend Schlaf einplanen
💡 Bastelidee:
Der Tagesplan sollte einfach und vor allem visuell gestaltet sein, da kleine Kinder noch nicht lesen können. Dafür eignen sich z.B. Bilder, Symbolkarten oder Magneten. Gestaltet gemeinsam eine Piktogramm-Leiste oder einen Magnet-Tagesplan – das macht Spass und stärkt das Verständnis der Kinder für den Tagesrhythmus.
Tipp 6: Weg vom Perfektionismus.
Eine lockere Einstellung und weg vom Anspruch alles perfekt und sofort zu erledigen, hilft im Alltag. Wenn wir an unserer eigenen Einstellung arbeiten, gewinnen wir die Kontrolle. Man kann nicht an allen Fronten (Beruf, Familie, Partnerschaft, Haushalt, Hobbies) 150% bringen. Wenn wir Prioritäten setzen, was aktuell wichtig ist, sowie Gelassenheit trainieren, wird das Leben einfacher.
Es gibt noch einige mehr Möglichkeiten, um den Familienalltag besser zu organisieren und so jedem Familienmitglied gerecht zu werden. Pro Juventute bietet dazu Beratung an. Falls dich mal wieder der Alltag einholt und dir die Tipps oben nicht helfen, dann lass dich beraten:
Elternberatung Pro Juventute
+41 58 261 61 61
elternberatung@projuventute.ch
Hier noch mehr Tipps und Tricks zu Herausforderungen im Familienalltag von Pro Juventute oder einfach die Elternbriefe bestellen, welche verschiedene Themen dazu aufnehmen wie z.B. Familienalltag, Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder auch Druck und Stress.